Über Turbane und die erste Börsenkrise der Welt

Land van Fluwel: Tulpengeschichte zum Anfassen

Tulpenfelder in Nordholland

Was haben die unwirtlichen Hochebenen Zentralasiens, die Turbane osmanischer Sultane, ein Mosaikvirus, illegaler Aktienhandel und 6.000 niederländische Gulden gemeinsam? Richtig, sie alle spielen in der spannenden und fast schon märchenhaften Geschichte der Tulpe eine entscheidende Rolle. Mit abenteuerlustigen Diplomaten und geizigen Botanikern, neugierigen Dieben und ausgefuchsten Kneipenbesitzern ist diese Geschichte aufregender als jeder Krimi. Wer mehr darüber erfahren möchte, ist im „Land van Fluwel” in Nordholland genau richtig. Denn der Themenpark entführt Groß und Klein in die faszinierende Welt der Tulpe.

Als im 16. Jahrhundert ein Teil von Kasachstan vom osmanischen Reich erobert wurde, entdeckten die Türken in den Bergen des Landes eine faszinierende Blume. Da die Form der Blüten dem traditionellen türkischen Turban ähnelten, erhielt die Neuheit den Namen „Tulipan”. Sie nahmen die Pflanze mit in ihre Heimat, wo sie von da an im großen Umfang kultiviert wurde.

Mit der Blumenzwiebelbahn durch Narzissenfelder

Ein österreichischer Diplomat schickte schließlich Zwiebeln der Frühlingsblume aus der Türkei nach Europa. Einige Jahrzehnte später – im 17. Jahrhundert – löste die Tulpe in den Niederlanden einen regelrechten „Tulpenwahn” aus. Damals war das Optionspapier der Tulpe ‘Semper Augustus’ im Jahr 1637 sogar so viel wert wie die Summe von vierzig durchschnittlichen Jahresgehältern. Als im Februar desselben Jahres der Preis von Tulpen schlagartig um 95 Prozent fiel, kam es zur ersten Börsenkrise der Welt. Es dauerte einige Zeit, bis sich der niederländische Blumenzwiebelhandel davon wieder erholte. Heute ist der Tulpenanbau längst ein respektabler Wirtschaftszweig der Niederlande. So werden 2018 mehr als zwei Milliarden Tulpen produziert und in die ganze Welt exportiert, als Blumenzwiebeln und als Blume.

In den Niederlanden gibt es heute mehrere Blumenanbaugebiete – ein touristischer Geheimtipp liegt in Nordholland, wo sich auch der Tulpenpark “Land van Fluwel” befindet. Carlos van der Veek, Gründer des Parks sowie des Webshops Fluwel, ist mit ganzem Herzen Blumenzwiebelgärtner und möchte die Besucher mit seiner Begeisterung anstecken.

Der Märchenwald von Land van Fluwel

Neben einer interessanten Audiotour zur Geschichte der Tulpe, die durch einen Märchenwald führt, lädt der Niederländer ein, mit der Blumenzwiebelbahn durch die Tulpenfelder zu fahren. Kilometerweit erstrecken sich die prächtigen Farbfelder und machen die Landschaft der Küste zur Kunst. Auch das Narzissenmutterfeld von van der Veek ist beeindruckend. Sage und schreibe über 2.000 verschiedenen Narzissensorten wachsen dort. In den Inspirationsgärten haben namhafte Gartengestalter eindrucksvolle Beete mit Tulpen Narzissen, Hyazinthen, Allium, Lilien und Dahlien angelegt. Das Erdparadies des Parks eröffnet einen Blick in das spannende Leben der Zwiebeln unter der Erde, während man im einen Kilometer langen Barfußpfad den Weidepark und die Natur unter den Füßen erfühlen kann. Auf dem elf Meter hohen Turm erwartet die Besucher eine herrliche Aussicht und duftende Köstlichkeiten locken ins neue Pfannkuchenhaus. Das „Land van Fluwel” ist vom 30. März 2018 bis in den Oktober hinein täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen auf www.landvanfluwel.de.