Ritterstern oder Amaryllis?

Zwei Namen für eine dicke Zwiebel

Rittersterne gehören ebenso ins winterliche Wohnzimmer wie Kerzenduft, Gebäck und eine Tasse heiße Schokolade. Ihre großen, strahlenden Blüten machen Kälte, Dunkelheit und Winterblues schnell vergessen. Den ungewöhnlichen Namen verdanken Rittersterne übrigens dem englischen Geistlichen und Hobbybotaniker William Herbert. Er gab der exotischen Zwiebelblume 1837 den botanischen Namen Hippeastrum. Wie er darauf kam, dazu gibt es zwei Deutungen: Die einen sagen, dass ihn die Knospen an ein Pferdeohr oder einen Pferdekopf erinnerten, da Pferd im Altgriechischen ‚hippos‘ heißt. Andere sind der Meinung, dass der Kenner mittelalterlicher Geschichte bei der Blüte an den Morgenstern eines Ritters dachte. Demnach setzte Herbert den Namen aus ‚hippeus‘ (Ritter) und ‚astron‘ (Stern) zusammen.

'Nagano' Ein schöner Name – und doch wird der Ritterstern häufig auch Amaryllis genannt, was auf den bedeutenden schwedischen Botaniker Carl von Linné zurückgeht. Er führte im 18. Jahrhundert ein neues System zur Benennung von Pflanzen ein und ordnete dabei den Ritterstern der Gattung der Amaryllis zu. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts nach vielen Diskussionen unter Botanikern wurde Hippeastrum zur eigenständigen Gattung erklärt. Als echte Amaryllis galt fortan nur die südafrikanische Belladonnalilie (Amaryllis belladonna). Liebhaber des Rittersterns ließen sich von den Experten jedoch nicht belehren. „Ich finde es nicht schlimm, dass viele den Ritterstern weiterhin Amaryllis nennen”, sagt Carlos van der Veek, holländischer Blumenzwiebelspezialist von fluwel.de. „Schließlich kann es sich eine so opulente Pflanze zweifellos erlauben, gleich zwei klangvolle Namen zu tragen.”