Tulpen-Talk

Kostspielig

Welches war die teuerste Tulpe der Welt?

'Semper Augustus' Eine der bekanntesten und kostbarsten Tulpen ist die ‘Semper Augustus’, eine Rembrandt Tulpe, die es heute nicht mehr gibt. Die Bezeichnung Rembrandt-Tulpen geht auf die Darstellung der geflammten Tulpen auf berühmten Stillleben aus der auch als das „Goldene Zeitalter” bezeichneten Epoche zurück. Seltsamerweise ist jedoch kein einziges Tulpenbild von Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 – 1669), dem eigentlichen Namensgeber der geflammten Tulpen bekannt. Der Preis für diese wertvolle ‘Semper Augustus’ Tulpe lag Anfang 1637 bei etwa 10.000 Gulden, einer Summe, mit der man damals eine mehrköpfige Familie ein halbes Leben lang versorgen konnte. Im Dezember 1636 erschien ein Flugblatt, das versuchte, den Holländern aufzuzeigen, auf welchen Wahnsinn sie sich da eingelassen hatten. Der Schreiber schilderte, welchen Gegenwert an realen physischen Gütern man für eine Tulpe im Wert von 3.000 Gulden erstehen konnte: acht fette Schweine, vier fette Ochsen, zwölf fette Schafe, 24 Tonnen Weizen, 48 Tonnen Roggen, zwei Fässer Wein, vier Fässer Bier, 2.000 kg Butter, 500 kg Käse, einen silbernen Kelch, einen Ballen Stoff, ein Bett mit Matratze und Bettzeug und ein Schiff im Werte von 500 Gulden.

Erst im letzten Jahrhundert hat man herausgefunden, dass eine Virusinfektion (Mosaikvirus) für die Bildung der geflammten Blütenblätter verantwortlich war. Die Rembrandt-Tulpen, die es heute im Handel gibt, sind dank züchterischer Leistung völlig gesund und haben dennoch die wunderschönen Farbverläufe auf ihren Blütenblättern wie die historischen Sorten.

Lieblich oder leidenschaftlich?

Rote für jede Gefühlslage

Mit der Farbe Rot verbinden wir Begriffe wie Energie, Kraft, Liebe und auch Leidenschaft. Das gilt aber nur für ein kräftiges, dunkles Rot. – Rot ist aber nicht gleich Rot. Ein Orangerot drückt beispielsweise eher Lebensfreude und Optimismus aus während ein Rosarot etwas Liebliches hat. Tulpen gibt es zum Glück in jedem nur erdenklichen Rotton. Da ist für jede Stimmungslage etwas dabei.

Freiland und Treiberei

Wie werden Schnitttulpen angebaut?

Schnitttulpen können auf unterschiedliche Weise produziert werden. Es gibt Tulpen, die im Freiland wachsen und im Frühling gepflückt bzw. geschnitten werden, wenn die Tulpenknospe gerade die Blütenfarbe erkennen lässt. Dieser natürliche Blütezeitpunkt ist von der Sorte und der Witterung abhängig; geerntet werden können diese Freilandtulpen in der Regel ab Mitte März. In Deutschland stammen viele aus dem Rheinland und den Vierlanden.

Treiberei Da viele Kunden aber bereits früher den Frühling in Form von Tulpen in ihrer Vase haben möchten, werden Tulpen von den Produzenten vorzeitig zur Blüte gebracht. Dieser Anbau nennt sich Treiberei. Voraussetzung für die Blüte der Tulpe ist, – sowohl in der Natur als auch bei der Treiberei – dass die Zwiebel eine bestimmte Zeit in der Kälte verbringt. Die Freilandtulpe bekommt ihre Kältephase im Winter auf natürliche Weise. Bei der beschleunigten Treiberei werden die Tulpenzwiebeln einige Tage künstlich gekühlt. Danach werden sie im warmen Gewächshaus schnell zum Austrieb gebracht. Die Tulpen stehen dabei entweder in Substratkisten, die sich einfach transportieren lassen, oder sie wachsen ganz ohne Erde. Bei der substratfreien Anbaumethode treiben die Tulpen auf Wasser, bzw. wurzeln in einer Nährlösung, bis die Blütenknospen die erste Farbe zeigen. Nach dem Schneiden werden die Tulpen dann zu zehnt gebündelt, in Wasser gestellt und so zum Floristen transportiert. Für Frühlingshungrige gibt es hier, dank der Tulpentreiberei, die ersten Tulpen bereits lange vor dem offiziellen Frühlingsanfang.

Klein und rund oder lang und schmal

Welche Vase für welche Tulpe?

Alle Tulpen wachsen in der Vase weiter, das ist naturbedingt und hängt unter anderem mit der Zellstruktur – dem so genannten Zellstreckungswachstum – der Stiele zusammen. Da die Stiele außerdem weich und biegsam sind und nicht verholzen, entfaltet sich ein Tulpenstrauß mit der Zeit und wird immer lockerer. Beeinflussen lässt sich das Wachstum in der Vase allerdings durch die Temperatur und den Wasserstand. Tulpen In kühlen Räumen – oder wenn sie nachts kühl stehen – wachsen die Tulpen langsamer. Mischt man Tulpen mit anderen Frühlingsblumen kann es passieren, dass die Tulpenköpfe in ihrem übereifrigen Wachstum bereits nach einem Tag über alle anderen Blüten hinausragen. Nach weiteren drei bis vier Tagen stehen die Tulpenblüten hoch über dem restlichen Strauß. Kein Wunder, denn Tulpen können in der Vase ein Längenwachstum von bis zu zehn Zentimetern erreichen.

Ein niedriger Wasserstand in der Vase kann das ungestüme Wachstum der Tulpen bremsen. Auch die Vasenform hat Einfluss darauf, wie sich der Strauß entwickelt. Niedrige Vasen fördern das Strecken und Recken der Tulpenhälse und bieten ihnen viel Bewegungsspielraum. Einige Tulpen tanzen förmlich in alle Richtungen. Da sich auch die Blüten mit der Zeit immer mehr öffnen, können faszinierende und zum Teil auch bizarre Sträuße entstehen. Runde Glasvasen geben besondere Einblicke. Wenn die Tulpen beispielsweise ganz in ihnen versenkt werden, kann man beobachten, wie sie sich der Rundung des Glases gekonnt anpassen. In hohen und schlanken Gefäßen bewahren Tulpen länger Haltung und die Stiele bleiben gerader. Wenn der Einkauf etwas länger gedauert hat und die Tulpen schon leicht schlapp geworden sind, schneidet man sie mit scharfem Messer an und stellt sie für einige Stunden eng in Papier eingewickelt und an einen kühlen Ort. Dabei sollte das Papier nicht im Wasser stehen.

Exotisch

Woher haben die Papageien-Tulpen ihren Namen?

'Rococo' Sie sind wild und exzentrisch. Mit ihren gewellten, geschlitzten oder gefransten Blütenblättern sind sie ein unwiderstehlicher Blickfang. Diesen besonderen “gefiederten” Formen und den oft mehrfarbigen, geflammten oder gestreiften Blüten ist leicht eine Ähnlichkeit mit dem bunten Gefieder der Papageien nachzusagen. Sie haben dieser Tulpenklasse ihren exotischen Namen eingebracht. Auch soll die Blütenknospe an den Schnabel eines Papageis erinnern. Entstanden sind die außergewöhnlichen Tulpen durch Mutationen unterschiedlicher Sorten. Im 17. Jahrhundert wurden die Papageien-Tulpen erstmals in der Kulturgeschichte der Tulpe erwähnt und tauchen auf vielen Blumenstilleben der damaligen Zeit auf. Die bekanntesten Papageien-Tulpen heißen heute ‘Flaming Parrot’ und ‘Rococo’.