Mit einem Blumenzwiebelspezialisten unterwegs

Was ist neu, was ist schön, was ist gut?

In diesem Jahr ist alles ein bisschen anders. Das Wetter in diesem Frühjahr war lange kühl, die Nächte oft eiskalt – für manche Pflanzen im Garten war dies ein Problem, nicht für die Zwiebelblüher. „Selten konnten wir die Tulpenblüte so lange genießen“, weiß Carlos van der Veek, Blumenzwiebelspezialist bei Fluwel in Nordholland zu berichten. Für gartenbegeisterte Touristen und Ausflügler ist der Mai in diesem Jahr noch ein großes Blütenfest.

Carlos van der Veek

Wer sich die Mühe macht oder besser die Reiselust gönnt, den Norden zwischen Alkmaar und Den Helder zu erkunden, läuft Gefahr, farbsüchtig zu werden. Hier gibt es keine Staus und keine touristischen Windmühlen, dafür riesige Felder mit den wunderbarsten Zwiebelblumen: was für ein energisches Rot, was für ein magisches Lila, was für ein zartes Rosa; ein Feld voller Tulipa clusiana ‘Peppermint Stick‘, Millionen Blüten, kaum 25 Zentimeter hoch in Rot-Weiß, widerstehen dem scharfen Wind und wogen in eleganten Wellen – kaum einen Kilometer hinter dem Nordseestrand. Erkundet man zusammen mit einem Spezialisten wie van der Veek die Gegend, erhält man zudem noch einen Kurs in Sortenkunde. Das Interesse des Blumenzwiebelhändlers gilt dem Besonderen. Seit Wochen ist er bei jedem Wetter mit der Kamera unterwegs. Er weiß, welche Parzellen wo stehen, wem sie gehören und welche Bodenschätze auf ihnen Blüten treiben. Er fotografiert die Zwiebelblumen in unterschiedlichen Stadien und bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen und kann genau sagen, welche Tulpen sich auch bei strengem Wetter behaupten und welche nicht. Wie ein Spürhund ist er auf der Suche und seine Passion ist durchaus ansteckend. Die Fragen, die ihn umtreiben sind: Was ist neu, was ist schön, was ist gut?

Tulipa clusiana ‘Peppermint Stick‘

Carlos Unternehmen Fluwel arbeitet sehr dynamisch und sein Vertriebsweg ist ausschließlich das Internet. „Das bietet die besten Möglichkeiten, den Kunden ein breites und tiefes Sortiment zu offerieren. Hier haben wir die Möglichkeiten, den anspruchsvollen Gartenbesitzern auch spezielle Sorten anbieten zu können, von denen es nur wenige hundert Blumenzwiebeln gibt“, sagt er. „Mit einem Katalog wäre das so nicht möglich, denn da sieht man nicht, welche Sorten tatsächlich noch erhältlich und welche bereits ausverkauft sind. Im Webshop sind wir immer aktuell und der Kunde kann sicher sein, dass er die gewünschte Ware auch bekommt.“ Neben den Besonderheiten liegt van der Veeks Augenmerk auf der Qualität, der wichtigsten Voraussetzung für schöne Blüten. Ramschware und Sonderangebote sucht man bei www.fluwel.de vergebens.

Carlos van der Veek

Ein Fachgeschäft im Netz

Carlos wurde die Begeisterung für Blumenzwiebeln schon in die Wiege gelegt. Sein Vater war ein großer Sammler und Züchter von Narzissen mit über 4.000 verschiedenen Sorten, von denen Carlos heute noch 2.500 auf dem Feld sein eigen nennt und tatsächlich auch namentlich benennen kann. Seine Fachkenntnis ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und gerade in diesen Wochen wird er von Kollegen aus der ganzen Welt besucht. Es ist für ihn das Größte, wenn sich auf seinem Versuchsfeld die Blumenzwiebelelite der Welt trifft und die Bodenschätze begutachtet und bewertet. Man kennt sich und man tauscht (sich aus). Stolz ist er, dass er von der Royal Horticultural Society ins Blumenzwiebelkomitee berufen und somit Teil jener erlauchten Gartengesellschaft geworden ist, die u.a. auch Pflanzen auf ihre Tauglichkeit in privaten Gärten beurteilt. Das Siegel, das den Hobbygärtnern Sicherheit in der Sortenwahl gibt, ist der „Award of Garden Merit“, der in Deutschland noch wenig bekannt ist. Im Webshop werden die Sorten, die sich diese Gartenmeriten verdient haben, mit dem AGM-Siegel besonders hervorgehoben. „Nicht alle unsere Kunden sind Spezialisten. Viele sind dankbar für die Bewertung durch eine unabhängige, fachkundige Jury“, so van der Veek.

Poldergarten in Anna Paulowna

Auf ihrer Reise durch Nordholland, sollten Blumenzwiebelliebhaber unbedingt auch den Hortus Bulborum in Limmen bei Alkmaar und die Genbank des niederländischen Blumenzwiebelsektors entdecken. Die Freunde alter Sorten sind hier richtig. Wer sich für Neuheiten interessiert, dem sei der Poldergarten in Anna Paulowna empfohlen. Hier stehen um eine schmucke alte Villa hunderte Sorten, bestens beschriftet, und der Garten gleicht einem lebendigen Katalog. Das Areal wird von Freiwilligen gepflegt und Kamera, Stift und Papier sind wichtig, wenn man sich das eigene Herbstsortiment am leibhaftigen Beispiel zusammenstellen möchte. Für Carlos van der Veek beginnt die Verkaufssaison für die Frühjahrsblüher tatsächlich bereits wieder Mitte Mai. Ab dann kann im Netz wieder geordert werden – wenngleich die Blumenzwiebeln erst zur Pflanzzeit im September geliefert werden. Wer Spezialitäten sucht, der wartet also mit seiner Bestellung nicht bis zum Herbst, denn von ausgefallenen Sorten sind die angebotenen Stückzahlen oft sehr begrenzt.