Interview mit DJ Mike Kelly

So wird es bunt in der Stadt

Immer öfter sieht man in Städten Baumscheiben – die nicht asphaltierten Flächen rund um die Straßenbäume – die liebevoll bepflanzt und gepflegt werden. Man fragt sich, was sind das für Menschen, die Geld und Mühe in die Gestaltung dieser öffentlichen Grünflächen stecken. Wir haben mit einem gesprochen: Mike Kelly kam vor sechs Jahren aus Sydney nach Europa und lebt derzeit in Köln. Der 32-jährige Australier schreibt für die Musikzeitschrift „Spex“, ist Musik-Produzent, Inhaber des House-Music-Labels „Sorry Shoes“ und gefragter DJ. An den Wochenenden legt er in Clubs und bei Veranstaltungen in ganz Europa auf. Auf Partys wie beispielsweise der „Infinita“ in der Arena Madrid tanzen bis zu 20.000 Menschen nach seinen Rhythmen. Vor zwei Jahren hat Kelly begonnen, zwei Baumscheiben vor dem Haus, in dem er wohnt, zu bepflanzen. Seitdem ist es bunt geworden zwischen Parkplätzen, Gehweg und Straße.

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Mike, warum bepflanzt du diese Flächen?
Kelly:
Ich arbeite den ganzen Tag und fast jedes Wochenende nur mit Computern und Technik und halte mich dabei überwiegend in geschlossenen Räumen auf. Ab und zu braucht man dann einfach mal wieder den Bezug zur Natur. Für mich ist das sehr wichtig. Das Gärtnern in den Beeten bringt Balance in mein Leben.

Hast du keinen Balkon, auf dem du dich austoben kannst?
Kelly:
Doch, sogar zwei. Und da blüht und wächst auch so einiges. Blumen in Töpfen sind durchaus schön und interessant, aber für mich ist es etwas ganz anderes, ab und zu die Hände mal in “richtige“ Erde zu stecken.

Was sagen die Nachbarn zu deinen Pflanzaktionen?
Kelly:
Unsere Nachbarn haben zunächst komisch geschaut, als wir anfingen, die Flächen zu begrünen. Aber sie fanden es doch überwiegend gut. Witzig ist, dass diese kleinen Beete tatsächlich ein Auslöser dafür waren, dass wir mit den Leuten im Haus mehr ins Gespräch kamen. Wir kennen sie jetzt viel besser als früher. Irgendwie haben die bepflanzten Flächen eine gute Stimmung und mehr Gemeinschaftsgefühl ins Haus gebracht.

Was sind deine Lieblingsblumen?
Kelly:
Ich mag sehr gern Tulpen und Narzissen. In Australien gibt es keinen richtigen Winter. Diese lange, dunkle Jahreszeit hier ist für mich noch immer ungewohnt. Deshalb freue ich mich total, wenn es wieder wärmer wird, die ersten Blumen aus der Erde kommen und es endlich wieder Farben gibt. Toll an Zwiebelblumen finde ich auch, dass viele eine gewisse Kontinuität verkörpern: Es ist einfach schön zu wissen, dass eine Blume, die verblüht, im nächsten Jahr wieder kommt.

Würdest du dich als Teil der so genannten Garten-Guerilla-Bewegung bezeichnen?
Kelly:
Nein, ich bin kein Guerilla – auch wenn ich hier im Stadtteil schon ein paar Mal Stockrosensamen auf unansehnliche Flächen geworfen habe. Ich würde jetzt aber nicht anfangen, irgendwelche freien Plätze in der Stadt zu beackern. Aber ich finde die Aktionen dieser Guerillas ganz gut.