Tipps & Tricks
Kleine Tulpenkunde
Wissenswertes rund um die farbenfrohen Frühlingsboten
Traditionell werden in den Niederlanden viel Obst, Gemüse und auch Blumen angebaut. Keine andere Pflanze ist allerdings in den letzten 400 Jahren so zum Nationalsymbol unserer Nachbarn geworden, wie die Tulpe. Dabei ist das Zwiebelgewächs ursprünglich im iranischen, afghanischen und kasachischen Raum beheimatet. Nomaden brachten die farbintensiven Blumen von dort ins Osmanische Reich. Hier erhielten sie ihren Namen: „Tulipan”, was so viel wie Turban bedeutet. Der Grund: Bei wohlhabenden Sultanen wurde es damals Mode, die exotischen Blüten als Schmuck an ihrer Kopfbedeckung zu tragen. Als Ende des 16. Jahrhunderts dann die ersten Tulpenzwiebeln in den Niederlanden angepflanzt wurden, stellte sich schnell heraus, dass die dortigen Klimaverhältnisse und der sandige Boden ideal waren für deren Entwicklung. In kürzester Zeit kamen viele neue Züchtungen auf den Markt, die den Grundstein für einen blühenden Wirtschaftszweig legten.
Mit weit über 4.000 Arten und Sorten gehört die Tulpe mittlerweile zu den variantenreichsten Blumen der Welt. Es gibt sie mit den unterschiedlichsten Blütenblättern, in verschiedenen Größen und in unzähligen Farben. Auch heute noch steigt die Anzahl der in den Niederlanden angebauten Tulpen jedes Jahr. 2018 wurden allein an der Blumenauktion Royal FloraHolland mehr als 1,6 Milliarden Schnittblumen gehandelt. Rund 80 Prozent der Frühjahrsblüher waren für den Export bestimmt, die meisten gingen nach Deutschland. Besonders gefragt sind bei den Kunden gelbe, rote, pinke und mehrfarbige Blüten. Aber auch weiße, lila- und orangefarbene sowie rot-weiß gestreifte sind beliebt. Um den Überblick über die enorme Fülle zu behalten, wurden die Tulpen schon vor vielen Jahren in 15 Klassen eingeteilt. Hier ein kleiner Überblick über das, was es neben den sogenannten Einfachen Tulpen jetzt im Frühling beim Floristen zu entdecken gibt:
Gefranste Tulpen
Wie der Name Gefranste Tulpen schon vermuten lässt, haben die Ränder der Blütenblätter eine feine fransige Struktur. Häufig wirkt es, als seien sie mit Raureif-Kristallen oder feinem Zucker gesäumt. Im Handel sind sie oft auch unter dem Namen Crispa-Tulpen zu finden.
Lilienblütige Tulpen
Die Lilienblütigen Tulpen gelten bei vielen Blumenfreunden als die eleganteste Tulpengruppe überhaupt. Ihre grazilen Blüten schweben scheinbar auf ihren hohen Stielen. Die Blütenblätter laufen spitz zu und biegen sich elegant nach außen. Sobald sie sich öffnen, entsteht ein sternförmiges Bild.
Viridiflora-Tulpen
Wörtlich übersetzt bedeutet der Name Viridiflora „mit grünen Blüten”. Jedes einzelne Blütenblatt dieser Tulpenklasse trägt zarte grüne Flammen oder Steifen auf einfarbigem Grund. Es gibt die Viridiflora-Tulpe mittlerweile in unterschiedlichen Farbtönen: angefangen bei Cremeweiß über Rosa, Gelb und Orange, bis hin zu Rot und dunkel Violett.
Rembrandt-Tulpen
Sie sind geflammt, gefleckt, gestreift oder zeigen fedrige Farbverläufe – die Blütenblätter der Rembrandt-Tulpen beeindrucken mit ihren unregelmäßigen Färbungen. Früher wurden die interessanten Musterungen durch Viren hervorgerufen, die verhinderten, dass sich der Pflanzenfarbstoff gleichmäßig verteilte. Die heute im Handel erhältlichen Sorten sind durch professionelle Züchtungen entstanden und gesund.
Papageien-Tulpen
In der Vase sind Papageien-Tulpen ein wahres Feuerwerk und ziehen alle Blicke auf sich. Sie haben gewellte, geschlitzte oder gefranste Blütenblätter, die oft auch mehrfarbig sind und ein wenig an das bunte Gefieder von exotischen Vögeln erinnern. Aus diesem Grund erhielt diese Tulpengruppe ihren Namen.
Paeonienblütige Tulpen
Auf den kräftigen Stielen der Paeonienblütigen Tulpen entfalten sich gefüllte Blüten, die an Pfingstrosen erinnern. Besonders in sanften Pastelltönen sind diese Tulpen beliebt. Es gibt sie aber auch in kräftigeren Farben oder zweifarbig. Viele Sorten verströmen einen dezenten Duft.
Die Rembrandt-Tulpen
So schön, wie gemalt …
Am 4. Oktober 1669 verstarb in Amsterdam der Maler Rembrandt van Rijn. Bis heute gilt der Mann, der vor allem unter seinem Vornamen bekannt ist, als einer der größten Künstler aller Zeiten. Seine Werke wie „Die Nachtwache” oder „Die Anatomie-Stunde des Dr. Tulp” faszinieren durch die gekonnte Darstellung von Licht und Schatten auch 350 Jahre nach seinem Tod die Menschen weltweit. Das Jahr 2019 wurde deshalb in den Niederlanden zum Rembrandtjahr ausgerufen. Das Ausnahmegenie soll mit zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen geehrt und gefeiert werden.
Wie wichtig unseren Nachbarn Rembrandt ist, sieht man daran, dass bereits in den 1960er Jahren eine ganze Tulpenklasse nach ihm benannt wurde. Seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts hat sich die Blume, die ursprünglich aus Zentralasien und der Türkei stammt, zu einem echten Nationalsymbol der Niederländer und einem der bedeutendsten Wirtschaftsgüter entwickelt. Milliarden Zwiebeln und Schnittblumen werden heute in die ganze Welt exportiert. Mit weit über 4.000 unterschiedlichen Sorten gehört die Tulpe zu den variantenreichsten Blumen überhaupt. Um den Überblick über die enorme Fülle zu behalten, hat man sie in 15 sogenannte Klassen eingeteilt. Alle Pflanzen, deren Blütenblätter mehrfarbig gefleckt, marmoriert, gestreift oder geflammt sind, werden unter dem Namen Rembrandt-Tulpe zusammengefasst.
Hommage an einen außergewöhnlichen Künstler
Gut, nun mag man sagen, Rembrandt hat mit diesen Tulpen genau so viel zu tun, wie Mozart mit den Marzipankugeln, denn auf seinen vielen bedeutenden Gemälden findet man sie kein einziges Mal. Dennoch gibt es einen geschichtlichen Grund, warum ausgerechnet die Sorten mit dem gebrochenen Farbverlauf nach ihm benannt wurden: Rembrandt und sein Werk sind eng mit dem Goldenen Zeitalter verbunden, der fast einhundert Jahre dauernden wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit der Niederlande im 17. Jahrhundert. In dieser Epoche ergriff auch der sogenannte Tulpenwahn das ganze Land. Für bestimmte Blumenzwiebeln wurden horrende Preise verlangt, was sie rasch zu gefragten Spekulationsobjekten machte. Besonders beliebt waren dabei Tulpen mit mehrfarbig Blüten. Es ist überliefert, dass damals für die Zwiebel einer rot-weiß geflammten Sorte tatsächlich 10.000 Gulden gezahlt wurden. Das entsprach in etwa dem Wert eines Amsterdamer Stadthauses. Was die Menschen damals nicht wussten: Die interessanten Musterungen der Blüten wurden durch Viren hervorgerufen, die verhinderten, dass sich der Pflanzenfarbstoff gleichmäßig verteilte.
Die mehrfarbigen Tulpen, die man heute im Handel findet, sind durch professionelle Züchtung entstanden und virenfrei. Das Angebot ist sogar noch vielfältiger und prächtiger als in den Zeiten des Tulpenwahns. Es umfasst Frühlingsblüher in den Farben Rosa, Braun, Rot, Orange, Purpur, Gelb oder Bronze. Häufig zeigen sich innerhalb einer Blüte prachtvolle Kombinationen aus hellen und dunklen Farben. Es sind tatsächlich kleine Kunstwerke und damit tragen sie den Namen Rembrandt-Tulpen zu Recht.
Tulpen und ihre Schwestern
Schnittblumen richtig kombinieren
Ob für eine Essenseinladung, eine Geburtstagsfeier oder eine Wohnungseinweihungsparty – wer ein schönes Mitbringsel sucht, der sollte sich einmal beim Floristen oder Blumenhändler umsehen, denn ein farbenfroher Strauß passt zu jedem Anlass und gefällt Jung und Alt. Sogar den meisten Männern kann man heute mit Blumengeschenken ganz leicht eine Freude machen. Bleibt nur die Frage, welche Blüten es denn sein sollen? Jetzt im Frühling bieten sich natürlich Tulpen an. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit zählen sie zu den Lieblingsblumen der Deutschen. Es gibt kaum einen Farbton, den man nicht im Handel entdecken kann: Die Palette reicht von Dunkelviolett über kräftige Farben wie Rot, Gelb oder Orange bis hin zu zarten Pastelltönen und Weiß. Zwei- oder mehrfarbige Sorten mit interessanten Musterungen sind ebenfalls erhältlich. Neben den Einfachen Tulpen findet man auch solche, die sich durch ihre Blütenformen deutlich unterscheiden: Während sich beispielsweise die Gefüllten Tulpen mit besonders vielen Blütenblättern schmücken, sind die der Gefransten Tulpen am Rand gezackt und bei den Lilienblütigen laufen sie nach oben spitz zu.
Den Frühling feiern
Besonders eindrucksvoll ist es, wenn der überreichte Tulpenstrauß nicht nur aus ein paar einzelnen Stielen besteht, sondern eine gewisse Größe hat. Da die Zwiebelblumen sehr budget-freundlich sind, kostet selbst ein dicker Bund in der Regel kein Vermögen. Dank ihres enormen Variantenreichtums lassen sich die Schönheiten auch ganz wunderbar mit anderen Schnittblumen mischen. Besonders hübsch sind Sträuße, die thematisch den Frühling feiern: Hyazinthen, Ranunkeln oder Schachbrettblumen werden hier zu dekorativen Begleiterinnen der Tulpe. Auch frühblühende Gehölze passen prima zu den Zwiebelgewächsen. Vorsichtig sollte man allerdings bei Narzissen sein: Frisch angeschnitten geben sie ein Sekret ins Vasenwasser ab, welches die Leitungsbahnen in den Stängeln anderer Gewächse verstopft und sie schnell verderben lässt. Wer sie trotzdem in einen Strauß integrieren möchte, sollte die Narzissen zuvor für 24 Stunden separat ins Wasser stellen. Danach werden die Stiele abgewaschen und können ohne erneutes Anschneiden zusammen mit den anderen Blumen arrangiert werden.
Harmonie oder Farbexplosion
Auch zusammen mit Rosen, Gerbera, Nelken und Co. machen Tulpen in der Vase viel her. Außerordentlich harmonisch wirkt ein Arrangement, wenn die Blütenfarben der verschiedenen Schnittblumen aus derselben Farbfamilie stammen. Gräser und Blattschmuck können zusätzlich integriert werden. Bei einem solchen Gebinde kommen die unterschiedlichen Pflanzenstrukturen und Blütenformen besonders gut zur Geltung.
Grundsätzlich sollte ein Blumenstrauß natürlich immer so zusammengestellt werden, dass er dem Geschmack des zu Beschenkenden entspricht. Wenn dieser es bunt und wild mag, ist auch das mit Tulpen und ihren Schwestern leicht machbar. Der Kreativität sind in der Floristik keine Grenzen gesetzt … Wer die Frühjahrsblüher mit anderen Schnittblumen mischt, sollte jedoch bedenken, dass sie in der Vase weiterwachsen und ihre Kolleginnen schon bald überragen. Bei einem fest gebundenen Strauß sieht das nicht immer gut aus, in einem lockeren Arrangement kann es aber sehr reizvoll sein.
O.T.-Lilien im Sommergarten
Da vergeht dem Lilienhähnchen der Appetit
Lilien sind wirklich einfache Gartenpflanzen: Sie haben keine besonderen Ansprüche an den Boden, bevorzugen es lediglich sonnig bis halbschattig, und nachdem ihre Knollen in den Boden gesetzt wurden, wünschen sie sich nichts weiter, außer Zeit und Ruhe. Nicht einmal Düngen ist nicht nötig. Die winterharten Knollen beginnen von allein mit dem Wurzeln und Austreiben und belohnen im Sommer mit herrlich duftenden Blüten in eindrucksvollen Farben.
„Das Einzige, was die Freude an Lilien trüben kann, sind Lilienhähnchen”, erklärt Blumenzwiebelexperte Carlos van der Veek von Fluwel. „Die kleinen, durchaus hübschen, roten Käfer haben das Laub und teilweise auch die Knospen der Sommerpflanzen leider zum Fressen gern.
Außerdem legen sie ihre hungrigen Larven an den Unterseiten der Blätter ab. Diese bedecken sich dort mit ihren eigenen klebrigen, braunen Hinterlassenschaften. Das ist nicht nur lästig, sondern auch sehr unschön.”
Haben die gefräßigen Käfer die Lilien im Garten erst einmal entdeckt, ist es relativ schwer, sie wieder loszuwerden, denn sie haben hierzulande kaum natürliche Feinde. Da hilft nur regelmäßiges Absammeln und das über Wochen. Dabei sollte man eine Hand oder ein Glas unter die Blätter halten, um die herabfallenden Tiere aufzufangen. Fühlen sich die kleinen Tiere nämlich bedroht, stellen sie sich tot und lassen sich fallen. Liegen sie erst einmal mit dem Rücken auf der Erde, sind sie dort nur noch schwer auszumachen.
Die Larven auf der Unterseite der Blätter können einfach mit einem Wasserstrahl abgesprüht werden.
„Wer bereits Probleme mit Lilienhähnchen hatte, dem rate ich zu O.T.-Lilien“, so van der Veek. „O.T. steht für Orientallilie und Trompetenlilie, denn hier handelt es sich um eine interspezifische Kreuzung dieser beiden Gruppen. O.T.-Lilien sind äußerst robust und werden von dem Lilienhähnchen nur ganz selten befallen. Die kräftigen Blätter dieser Pflanzen schmecken dem Insekt einfach nicht.”
Der Niederländer bietet eine breite Auswahl der robusten Lilien auf seinem Webshop an: von der rosafarbigen ‘Pink Perfection‘ mit romantischer Trompetenform über die rot-gelbe ‘Montego Bay‘ mit herrlichem Duft bis hin zur ‘Black Beauty‘ und ihrer extravaganten Türkenbundform.
Da ist für jeden Gartenstil und persönlichen Geschmack schnell eine O.T.-Lilien gefunden. Die ideale Pflanzzeit für die starken Sommerblüher ist genau jetzt und reicht bis in den späten Frühling. Weil ihre schuppigen Knollen an der Luft schnell austrocknen und sich nur schwer lagern lassen, gilt jedoch: Je eher, desto besser. „Die Pflanztiefe sollte 15 bis 20 Zentimeter betragen, da Lilien zusätzlich zu ihren Zugwurzeln an der Unterseite auch sogenannte Stängelwurzeln oberhalb der Knolle entwickeln, die wichtig für die Nährstoffaufnahme sind”, betont van der Veek. „Wichtig ist zudem ein durchlässiger Boden, denn Staunässe vertragen Lilien absolut nicht.”
Weitere Pflanztipps und das breite Sortiment gibt es auf www.fluwel.de.
Als Blumenzwiebeln so teuer waren wie Gold und Edelsteine
Tulpomanie
In jedem Wirtschaftsseminar zum Thema Krisen und Spekulationsblasen wird man heute auf die sogenannte Tulpomanie stoßen, die im 17. Jahrhundert zahlreiche Niederländer zu richtigen Zockern machte. Ob Adel, Bürgertum, Gelehrte oder Handwerker – aus fast allen sozialen Schichten investierten die Menschen ihr Vermögen in Blumenzwiebeln, denn damit – so schien es zumindest – ließen sich unheimlich schnell und leicht große Gewinne erzielen. Auf Dauer konnte das nicht gutgehen: 1637 kam es zum gewaltigen Crash und der Markt brach komplett zusammen. Das bedeutete den finanziellen Ruin für viele Beteiligte. Aber wie konnte es dazu kommen?
Die ursprüngliche Heimat der Tulpe liegt wahrscheinlich in Persien oder im Schwarzmeer-Gebiet. Von dort wurden die Zwiebeln schon früh nach Konstantinopel, dem heutigen Istanbul gebracht. Hier konnten sie erfolgreich vermehrt werden und so nahm die Pflanze schon bald eine bedeutende Rolle in der osmanischen Gartenkultur ein. Bereits während der Regentschaft Süleymans des Prächtigen (1520-1566) entwickelte sich ein lebhafter Handel mit den blühenden Schönheiten. Ein Diplomat, der Flame Ghislain de Busbecq, brachte 1554 die ersten Zwiebeln mit ins westliche Europa. In Wien überreichte er sie Carolus Clusius, einem der bedeutendsten Botaniker seiner Zeit. Als dieser 1575 an die neu gegründete Universität Leiden berufen wurde, nahm er Zwiebeln dieser Exoten für den geplanten Botanischen Garten mit. In den Niederlanden entwickelten sich die Tulpen besonders gut, da der sandige Boden und die Klimaverhältnisse ihren Ansprüchen sehr entsprachen. In kurzer Zeit züchtete man viele neue Sorten, die den Grundstein für einen im wahrsten Sinne des Wortes blühenden Wirtschaftszweig legten.
Wirtschaftliche Blütezeit
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts standen die Niederlande auf der Schwelle zu einem goldenen Zeitalter und waren drauf und dran sich zur größten Wirtschaftsmacht der Welt zu entwickeln. An der Börse wurde damals bereits über ein Wechselsystem weitgehend bargeldlos gehandelt. Immer mehr Menschen gingen nicht-agrarischen Tätigkeiten nach und zogen in die Städte. Auch kulturell war dies eine Blütezeit, in der bedeutende Maler Bilder für die Ewigkeit schufen. Die exotischen Tulpen, die so rar und kostbar waren, entwickelten sich von einem Sammlerobjekt zu einem Statussymbol und schließlich zu einer begehrten Handelsware für Spekulanten. Einige seltene Sorten waren damals teurer als Gold und Edelsteine. So kostete eine Zwiebel der ‘Semper Augustus‘, deren weiße Blütenblätter rot geflammt sind, gegen Ende der Tulpomanie rund 10.000 Gulden. Das entsprach in etwa dem Preis eines Amsterdamer Stadthauses in bester Lage.
5. Februar 1637
Wer auch immer die Möglichkeit hatte, versuchte in dieser Zeit in das Tulpengeschäft einzusteigen. Die Züchter bemühten sich noch intensiver, neue, interessante Sorten zu ziehen und die Spekulanten handelten immer häufiger mit Zwiebeln, die noch gar nicht geerntet waren – eine frühe Form des Terminkontrakts war geboren. Das Risiko für den Käufer war dabei extrem hoch, denn es ließen sich keine verbindlichen Aussagen über Aussehen oder Blühzeitpunkt der Pflanzen treffen. Auch gab es jetzt immer mehr Betrüger, die einfache Tulpenzwiebeln als vermeintlich kostbare Exemplare anboten. Am 5. Februar 1637 kam schließlich das böse Erwachen: Bei einer Versteigerung in Haarlem konnte keine der angebotenen Blumenzwiebeln zu dem erwarteten Preis verkauft werden. In den folgenden Tagen brach daraufhin in den gesamten Niederlanden der Tulpenmarkt zusammen. Der Wert der Zwiebeln fiel um mehr als 95 Prozent. Tausende verloren innerhalb kürzester Zeit ihr gesamtes Vermögen.
Um Chaos zu vermeiden, musste der Staat sogar mit Regulierungsmaßnamen eingreifen. Die Tulpomanie wird als die erste relativ gut dokumentierte Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte angesehen und wird darum bis heute von Ökonomen analysiert. Schaut man auf die Finanzkrisen der letzten Jahre, so scheint es, als hätten wir aber nicht viel daraus gelernt …
Dem Image der Tulpe hat der Zusammenbruch des Marktes nicht geschadet. Ganz im Gegenteil: Unaufhaltsam entwickelte sie sich in den folgenden Jahren zu einem echten Nationalsymbol der Niederländer und einem der wichtigsten Wirtschaftsgüter. Milliarden Zwiebeln und Schnittblumen werden heute in die ganze Welt exportiert. Jetzt im Frühling gibt es die bunten Sträuße auch bei uns wieder überall zu kaufen. Und zum Glück muss man dafür kein Vermögen mehr ausgeben.