Blumenveredlung Frauensache?

Kitty de Jongs Leidenschaft für zarte Gewächse

Kitty de Jong

Bevor man in der professionellen, gärtnerischen Welt der Züchtung und Veredlung auf eine Frau trifft, muss man lange suchen. Im niederländischen Roelofarensveen wird man jedoch fündig: Mit viel Enthusiasmus kreuzt, vermehrt und kultiviert Kitty de Jong hier in ihrer eigenen Gärtnerei die Pflanzen. So ungewöhnlich es ist, in dieser Branche eine Frau zu finden, so ungewöhnlich sind auch ihre Kulturen. Kitty de Jong befasst sich mit ganz speziellen Zwiebelblumen: den Nerinen und Amarinen.

Kees de Jong und Kitty de Jong

Vor allem die Amarinen sind eine Spezialität des Betriebes. Kittys Vater Kees de Jong hat sie vor zwanzig Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen, Bas van Keulen, erstmals gezüchtet. Den beiden begeisterten Gärtnern gelang damals die Kreuzung der Amaryllis belladonna mit der Nerine bowdenii. Das war so sensationell, dass mit dieser Kreuzung eine neue Gattung innerhalb der Amaryllidaceae begründet wurde, die Amarine. „Der größte Markt für die beiden Zwiebelblumen lag schon immer in Japan. Dort sind sie sehr populär und werden vor allem als Schnittblumen in Brautsträußen verarbeitete”, erzählt Kitty de Jong und fügt stolz hinzu: „Als König Willem Alexander und Königin Maxima 2014 zum Staatsbesuch nach Asien flogen, haben sie 50 Zwiebeln der Sorte Amarine tubergenii ‘Tomoko’ als Geschenk für die kaiserlichen Gärten in Japan mitgenommen. Aus unserer Gärtnerei!”

Kitty de Jong

Vor sieben Jahren übernahm Kitty de Jong den Betrieb des Vaters, stellte das Sortiment etwas um und konzentrierte sich vor allem auf die Spezialitäten und Kulturen, die ihre ganze Leidenschaft sind. „Ich finde Nerinen und Amarinen einfach unglaublich schön. Sie duften herrlich, sind zart und doch stark. Ab dem späten Sommer blühen sie buchstäblich aus dem Herzen der Zwiebel. Durch unsere langjährige Züchtungsarbeit – bei der immer nur die Pflanzen mit den besten Eigenschaften selektiert werden – sind die Zwiebelblumen heute winterhart und in jedem Herbstgarten eine Zier. Es braucht allerdings immer seine Zeit, bis eine neue Sorte reif für den Markt ist. Zehne Jahre kann das schon einmal dauern”, berichtet de Jong. Ihr Traum ist eine weiße Amarine, die gibt es bisher noch nicht. Wer die Gärtnerin kennenlernt, ahnt, das könnte ihr gelingen.

Nerine 'Mr John'

Gepflanzt werden die Zwiebeln der Nerinen und Amarinen im April. Sie kommen mit allen Böden zurecht, sollten aber flach, nur wenige Zentimeter unter die Erde gesetzt werden, so dass die Nase hervorschaut. Damit sie gut wuzeln, müssen sie in den ersten Wochen feucht gehalten werden. Kitty de Jong empfiehlt eine lockere Pflanzung am besten im Staudenbeet. Im Laufe der Jahre würden sich die Zwiebelblumen dann selbst vermehren und immer schöner werden.

Auch Carlos van der Veek vom Blumenzwiebel-Webshop Fluwel hat am Sortiment von de Jong Gefallen gefunden. 16 verschiedene Nerinen- und Amarinen-Sorten haben de Jong und er gemeinsam für die anspruchsvollen Kunden ausgewählt. „Die Nerinenblüte ist das große Finale im Blumenzwiebeljahr – der Gutenachtkuss des Gartens, bevor er in den Winterschlaf fällt”, schwärmt van der Veek „Es sind herrlich lockere Blüten, die auf schlanken Stielen fröhlich glänzen und mit ihren frischen, rosaroten Farbtönen im Herbstlicht funkeln. In der Sonne sieht es manchmal so aus, als wären sie mit Silberpuder bestreut.” Weitere Informationen unter www.fluwel.de.